Tierwohl in der Landwirtschaft ist keine Option, es ist eine Notwendigkeit!
Das wichtigste Ziel des Tierschutzvolksbegehrens liegt darin eine systemische Veränderung herbeizuführen. Wir haben uns bewusst dafür entschieden nicht auf die Symptome zu fokussieren, sondern das Problem bei der Wurzel zu packen. Wir kämpfen gegen die Massentierhaltung und ihre Ursachen. Dabei haben wir uns von Anfang an als Sprachrohr der BürgerInnen und als Verbündete der heimischen Kleinbauern verstanden.
Jetzt in der finalen Phase des Volksbegehrens, auf den letzten Metern zur Eintragungswoche, die von 18. bis 25. Januar 2021 stattfindet, bauen wir unser Netzwerk nochmal aus. Wir schließen Allianzen mit Menschen und Betrieben, die teilweise oder gänzlich unsere Perspektiven, unsere Haltung und unsere Ziele teilen. Das umfasst die SchülerInnen der Klimabewegung genauso wie heimische Pionier-Fleischverarbeiter.
Uns war bewusst, dass das bei manchen für Aufregung sorgen wird und sie sich im ersten Moment fragen werden: Wie passt das zusammen? Genau das wollen wir jetzt ausführlicher erklären. Zunächst sei in Erinnerung gerufen, dass wir uns nie gegen den Fleischkonsum ausgesprochen haben. Auch wenn viele bei uns kein oder nur wenig Fleisch essen, so konsumieren doch 99 Prozent der Bevölkerung tierische Produkte.
Wir wollen die Mehrheitsmeinung der BürgerInnen abbilden, nicht den Veganismus propagieren. Wir wollen vielmehr erreichen, dass Menschen bewusst jene Lebensmittel verstärkt konsumieren, die in Österreich auf eine tier- und klimafreundliche Weise hergestellt werden. Deswegen arbeiten wir mit einem Familienbetrieb aus Oberösterreich zusammen, der wesentliche Forderungen des Volksbegehrens bereits erfüllt.
Konsequente Haltung
So verzichtet unser Partner GourmetFein auf den Einsatz von Glyphosat, von Gentechnik und von Soja aus dem brandgerodeten Regenwald. Er verzichtet gänzlich auf tierquälerische Langstrecken-Tiertransporte, die Tiere gelangen in maximal 60 Minuten von den Höfen in die Verarbeitung. Und er lebt Transparenz. Auf jeder Packung steht der Ort der Erzeugung und der Name der Bauernfamilie, die das Lebensmittel hergestellt hat.
Gemeinsam mit dem 100%-AMA-Standard ist diese Art der Produktion einzigartig in Österreich. Wir haben lange nach so einem Unternehmen gesucht, jetzt wurden wir glücklicherweise doch noch fündig. Denn wir wollten immer zeigen, dass unsere Forderungen nicht nur gut durchdacht, sondern auch realistisch sind. Wir wollten zeigen, dass es geht, wenn man nur will. Und Fritz Floimayr von GourmetFein will.
Seine Haltung zu Tierwohl und Naturschutz ist für uns vorbildlich. Und er ist nicht nur ein leuchtendes Beispiel für einen würdevollen Umgang mit Tieren, sondern auch mit Menschen. All seine Partnerbauern erhalten 20 Prozent mehr als am Markt üblich und zudem eine Abnahmegarantie. Damit entlastet er sie vom Druck der schwankenden Preise und garantiert ihnen eine existenzsichernde Zukunft als kleinbäuerliche Betriebe.
Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen, die maximal in kleinen „Projekten“ auszugsweise auf bessere Bedingungen setzen, hat er nicht 5 oder 10 Prozent seines Betriebs auf Tierwohl und Naturschutz aufgebaut, sondern gleich die vollen 100 Prozent. Diese konsequente Haltung imponiert uns. Sie zeigt, dass er es ernst meint, auch wenn das Gegenwind bedeutet. Genau diese Pionier-Betriebe wollen wir unterstützen.
Keine Option, sondern eine Notwendigkeit
Der Verein gegen Tierfabriken arbeitet scheinbar seit Jahren mit multinationalen Konzernen zusammen. Er hat sogar eine Gesellschaft mitgegründet, die tierische Produkte zertifiziert und deren Ziel lautet: „Produkte aus verbesserter Tierhaltung (Eier, Milch, Fleisch) sollen bei der Vermarktung unterstützt werden.“ Der VGT befördert also offenbar über Umwege das Fleischgeschäft von Multis? Das mag sein gutes Recht sein.
Wir jedenfalls zertifizieren keine Lebensmittel. Und wir „vermarkten“ sie auch mit Sicherheit nicht. Aber wir arbeiten mit heimischen Familienunternehmen zusammen, die unsere Werte teilen. Weil wir es für wichtig erachten, dass Menschen wissen, dass Tierwohl nicht nur realistisch, sondern aus unserer Sicht alternativlos ist. Das System Massentierhaltung hat keine Zukunft. Es schadet uns in Wahrheit allen.
Tiere leiden unendliche Qualen, die Natur wird zerstört, die kleinbäuerliche Landwirtschaft geht zugrunde. Noch unsere Enkelkinder werden die gigantische Rechnung für das Billigfleisch zahlen müssen, das auf Raubbau und Ausbeutung basiert. Wir haben diesem System den Kampf angesagt. Und wir setzen dabei auch auf starke Allianzen mit Menschen, die ebenfalls eine andere Vision von der Zukunft haben.
Ja, es mag ungewöhnlich sein, dass eine Initiative für Tierschutz auch mit einem Fleischverarbeiter zusammenarbeitet. Aber wenn man es zu Ende denkt, dann ist es nur konsequent. Denn wir kommen nicht weiter, wenn wir in der Utopie einer veganen Welt verharren, zumal diese von weniger als 1 Prozent der Bevölkerung geträumt wird. Wir müssen vielmehr dort ansetzen, wo die Veränderung hier und heute möglich ist.
Für uns ist gelebtes Tierwohl also keine Option, es ist eine Notwendigkeit!